Wie die Jorker den Pastor vertrieben
Aus dem neuen Jahrbuch des Altländer Archiv.
Die Altländer sind schon lange bildungsbeflissen:
Bereits vor 400 Jahren gab es allein im Distrikt von Estebrügge eine Hauptschule und fünf Nebenschulen. Jungen und Mädchen lernten Lesen, Katechismus und Singen.
Bereits vor 400 Jahren gab es allein im Distrikt von Estebrügge eine Hauptschule und fünf Nebenschulen. Jungen und Mädchen lernten Lesen, Katechismus und Singen.
Später kam das Rechnen hinzu - unter heute unvorstellbaren Bedingungen. In der Cranzer Dorfschule um 1850 mussten 120 Kinder in einem einzigen Raum unterrichtet werden. "Dicht neben und hinter der Schulstube war die Schiffswerft von Sietas, die den Unterricht sehr störte", ist in einem Zeitzeugenbericht nachzulesen, den der Cranzer Heimatforscher Jürgen Hoffmann für seinen Beitrag über die Geschichte der Schule Cranz im neuen Jahrbuch des Altländer Archivs gesammelt hat. Viele Fotos und Originaldokumente, darunter alte Schulzeugnisse, ergänzen den Beitrag.
Ein weiterer stammt von dem Verdener Dr. Walter Jarecki, der seinen Vortrag zur 300-Jahr-Feier der St-Matthias-Kirche über die Geschichte der Altländer Kirchen und ihre Verflechtung mit dem Verdener St.-Andreas-Stift aufgeschrieben hat. "Vorträge sind vergänglich, es ist schön, das wir das fixieren konnten", sagt Archivarin Susanne Höft-Schorpp,
Das Andreasstift in Verden bestand seit 1220 aus zwölf Männern der Kirche, die zwar gemeinsam wie in einem Kloster Jarecki Gottesdienste feierten, aber eigene Haushalte hatten; einer von ihnen war der Probst. Das Stift war mit Besitzungen ausgestattet, deren Erträge den zwölf Herren zugute kamen. Dazu gehörten die Kirchen Eschete (Estebrügge), Maiorc (Jork), Sestervlete (Borstel) und Lu, genauer: Media Lu (Mittelnkirchen). Später kam auch Hasselwerder/Neuenfelde hinzu.
Wie aus alten Akten und Rechnungen hervorgeht, holte einmal im Jahr ein Bote das Geld aus Kirchenlandpachten ab - zum Ärger der Altländer, die erbittert um die Besetzung von Pfarrstellen stritten. So favorisierten die Jorker 1641 einen eigenen Kandidaten namens Paul Feindt, der Probst zu Verden hatte das Amt aber seinem Schwiegersohn versprochen. Es kam zum Prozess, der dem Schwiegersohn die Stelle zusprach. Nicht verwunderlich, dass er es in Jork am Ende trotzdem nur ein Jahr aushielt...
Mehr zu diesen Themen ist im von der Gemeinde Jork finanzierten und herausgegebenen Jahrbuch nachzulesen, das für 5 Euro im Cafe Albers in Cranz, im Museum Altes Land und in der Drogerie Hubert in Jork, im Altländer Archiv in Westerladekop 4, im Museum Estebrügge bei Gerd Matthes im Steinweg 7 und auf dem Estebrügger Weihnachtsmarkt am 13. Dezember erhältlich ist.
Quelle: BUXTEHUDER TAGEBLATT (05.12.2009)